Worum geht es überhaupt?
Deutschland trägt nicht nur maßgebliche Verantwortung an zwei Weltkriegen und den Massenmorden im Zweiten Weltkrieg, es hat auch einfach das Problem, dass es zum einen mitten in Europa liegt und zum anderen zu groß ist, um einfach ein Land unter mehreren zu sein, und zu klein, um Europa zu beherrschen.
Anfänge und Mittelalter:
Im Mittelalter zählten die deutschen Könige und Kaiser zu den mächtigsten Herrschern in Europa, sie hatten nur das Problem, dass sie ständig unterwegs waren, vor allem Richtung Rom - denn sie mussten ja vom Papst zum Kaiser gekrönt werden.
Deshalb waren sie zum einen viel von zu Hause weg - was ihre Macht minderte. Zum anderen waren sie im ständigen Streit mit dem Papst, was ihre Macht weiter schwächte.
Der Niedergang in der Frühen Neuzeit
Ganz schlimm wurde es dann ab dem 13. Jahrhundert, als die letzte wichtige Königsfamilie (Staufer) regelrecht ausgerotten wurde - dann gab es lange schwache Kaiser - die sich vor allem mit Frankreich herumschlagen mussten - und im Südosten wurde ihr Reich von den Türken bedroht.
Ganz schlimm wurde es in den Religionskriegen, bsd. dem Dreißigjährigen Krieg.
An seinem Ende stand der Kaiser fast ohne Macht da (1648).
Aufstieg von Preußen und Österreich - Ende durch Napoleon 1806
Während Österreich, das meistens den Kaiser stellte, immer mächtiger wurde, wuchs mit Preußen noch eine zweite zentrale Macht in Deutschland heran.
Aber beide konnten allein Frankreich unter Napoleon nicht bändigen.
Vielmehr wurde das alte Kaiserreich 1806 einfach aufgegeben.
Der Kampf um ein neues Kaiserreich im 19. Jhdt.
Nach dem Sieg über Napoleon gab man den Deutschen nur einen schwachen "Deutschen Bund".
Es war dann Bismarck, der in mehreren Kriegen 1871 ein neues Kaiserreich schuf, das allgemein als "German Revolution" verstanden wurde - d.h. es brachte das europäische Gleichgewicht durcheinander.
Dazu kam der unversöhnliche Hass Frankreichs, dem man Elsass-Lothringen weggenommen hatte.
Die versprochen "herrlichen Zeiten" enden in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges
Kaiser Wilhelm II. wollte nach Bismarcks Abgang die Deutschen zu herrlichen Zeiten führen, aber je mehr die nach einem "Platz an der Sonne" schielten und bei jeder Gelegenheit herumpolterten, desto mehr Feinde machten sie sich. Am Ende war nur noch das schwache Österreich-Ungarn an seiner Seite - und genau das zog nach dem Attentat von Sarajewo Deutschland 1914 in einen Krieg, den es schließlich nach Millionen Toten verlor.
Aus der Rache der Sieger wird die Rache an den Siegern
Es war vor allem Frankreich, das nach dem Sieg über Deutschland dieses Land auf Dauer schwächen wollte, dementsprechend musste es viel Land abgeben und sollte noch Jahrzehnte Reparationen (Wiedergutmachungen) zahlen. Das trieb die Deutschen in die Arme Hitlers, der nach seiner Machtergreifung 1933 immer stärker die Fesseln des Versailler Vertrags sprengte und schließlich 1939 einen neuen Weltkrieg anzettelte - mit noch mehr Toten und grausamem Massenmord.
Nach 1945: Der Streit der Sieger gibt Deutschland eine neue Chance
Nach 1945 wurde das besiegte Deutschland zunächst geteilt - dann aber in zwei Hälften den beiden großen Mächtegruppen des Kalten Krieges zugesellt. Die Bundesrepublik trat der NATO bei, die DDR dem Warschauer Pakt.
1989 - Die friedliche Revolution in der DDR und das Scheitern der Sowjetunion
Nach dem Mauerbau von 1961 hatten viele die Hoffnung bereits aufgegeben, noch mal ein einiges Deutschland zu bekommen. Als es dann doch dazu kam, konnte man das Misstrauen Frankreichs nur dadurch überwinden, indem man sich zu einer gemeinsamen europäischen Währung bereitfand, dem heutigen Euro.
1998ff: Deutschland wird immer selbstständiger, auch militärisch
Während Deutschland sich wegen der Kriegsfolgen und der Teilung militärisch viele Jahrzehnte zurückgehalten hatte, nahm es unter Bundeskanzler Schröder an den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien teil, nicht aber am Irakkrieg des amerikanischen Präsidenten George W. Bush nach den Anschlägen des 11. September. Seitdem trauen die Amerikaner den Deutschen nicht mehr so recht, sehen sie nicht mehr als "partners in leadership", auch wenn sie sich am Krieg in Afghanistan durchaus beteiligten.
Heute: Immer einsamer und ganz auf EU-Europa fixiert
Seit der Finanz- und Währungskrise um den Euro hat sich die deutsche Regierung unter Angela Merkel voll und ganz auf seine Erhaltung fixiert, sieht ohne ihn sogar den Frieden gefährdet. Weil die Deutschen aber zugleich ihre Euro-Partner entsprechend den Verträgen auf strenges Sparen verpflichten wollen, sind sie starker Kritik ausgesetzt und stehen ziemlich allein da. Besonders Frankreich hat den Euro immer so verstanden, die wirtschaftliche Übermacht Deutschlands auszubremsen.
Dazu kommt, dass die deutsche Regierung sich im Ukrainekonflikt ganz auf die Linie der USA haben einschwören lassen. Damit stehen sie im Konflikt mit einem Russland, das wieder Weltmacht werden will.
Die Perspektiven:
Alles hängt davon ab, ob EU-Europa weiter oder überhaupt die Hoffnungen erfüllen kann, die vor allem die Deutschen sehen. Die Frage wird sein, ob der Zwang zu einer immer einheitlicheren Politik stärker sein wird als die nationalen Traditionen. Die sind in stolzen Ländern wie Spanien, Frankreich, aber auch Italien viel ungebrochener als in Deutschland, das sich - außer bei Fußballspielen - am liebsten in Europa verlieren würde.
Tipp für einen Deep-Impact-Einstieg in ein Referat
Übrigens, wenn man ein Referat zu diesem Thema interessant einleiten will, dann muss man nur das Berliner Holocaust-Mahnmal neben ein Ruhmes-Denkmal stellen, wie es für andere Völker selbstverständlich ist.
Schon bekommt man einen Eindruck von den Deutschen als wohl dem einzigen Volk der Welt, das sich selbst und seine Geschichte vorwiegend kritisch sieht.
Wenn man dann zeigen möchte, dass die Deutschen auch auf Dinge ihrer Geschichte stolz sein können, sei auf die folgenden beiden Bücher verwiesen:
Harald Steffahn, Glanz und Elend der Deutschen, Berlin 2006
und
Peter Watson, Der deutsche Genius, 2010
Wer mehr Infos haben möchte, die zu echtem Durchblick führen, der kann zu diesem E-Book greifen.
Nähere Infos zu diesem Buch gibt es hier:
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