Wir beschreiben hier, wie man mit einem expressionistischen Gedicht kreativ umgehen kann.
Denn man leidet schnell an der offensichtlichen Trostlosigkeit, die einem zum Beispiel in Wolfensteins Gedicht "Städter" begegnet.
Warum nicht mal ein Gegengedicht schreiben, das deutlich macht, wie man aus der Einsamkeit der Großstädte herauskommen kann.
Alfred Wolfenstein
Städter
Dicht wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, dass die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte stehn.
Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, ihre nahen Blicke baden
Ineinander, ohne Scheu befragt.
Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Dass ein jeder teilnimmt, wenn ich weine.
Unser Flüstern, Denken ... wird Gegröle ...
Und wie still in dick verschlossner Höhle
Ganz unangerührt und ungeschaut
Steht ein jeder fern und fühlt: alleine.
Tipps zum Anders-Schreiben:
Lars Krüsand,
Wenn Fassaden bröckeln
Ich steige in einen Fahrstuhl
und mir fällt ein,
dass es dort ungeschriebene Gesetze gibt,
wie man Abstand hält.
Ich werde nervös,
angesichts meines Gegenübers,
das die Regel vielleicht besser
beherrscht als ich.
Vor lauter Aufregung,
fallen die Blätter
meiner Vorbereitung auf den Boden,
schnell aufgehoben vom Gegenüber.
Damit war der Bann des Gesetzes
offensichtlich gebrochen.
Die Blicke trafen sich
Und schon ergab sich ein Gespräch.
Sie hatte auch einen Termin,
war nur zur Sicherheit eine Viertelstunde
zu früh - warum nicht nachher wieder
gemeinsam Fahrstuhl fahren
und dann ins Café.
Diskussion:
Anhar2007 fragt, warum hier zwar schön vom "Gegenüber" gesprochen wird, dann aber nur eine "Sie" auftaucht und nicht ein normaler Name, der noch mehr Persönlichkeit mitbringt.
Wir haben drüber nachgedacht, sind aber beim "Sie" geblieben, um das Gedicht allgemeingültig zu halten. Für uns wäre schön, wenn jeder den Namen dort einsetzt, der für ihn als ehemaliges Gegenüber und jetzt Partner bzw. Beziehung von Bedeutung ist.
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