Auf dieser Seite beschreiben wir, wie man selbst eine "Schauerballade" schreibt.
Zunächst geht es um einige Vorklärungen. In einem ersten Schritt muss man sich klarmachen, was denn eine Ballade ausmacht.
Dann sollte man sich selbst fragen, was einem "schaurig" vorkommt.
In einem dritten Schritt lohnt es sich natürlich, berühmte Schauerballade als Anregung heranzuziehen.
1. Schritt: Was gehört zu einer Ballade?
2. Schritt: Was ist für mich bzw. dich eigentlich schauerlich?
Überlege dir, was du unter „schauerlich“ verstehst. Am besten schreibst du alles auf, was dir spontan dazu einfällt.
3. Schritt: Sich von berühmten Balladenbeispielen "inspirieren" lassen:
Erst in einem nächsten Schritt sollte man sich berühmte Beispiele für Schauerballaden anschauen, weil sonst gleich die eigene Kreativität überlagert wird.
Beispiel 1: Eine Frau, die sich zu laut beklagt und dafür auf unheimliche Weise bestraft wird.
Als erstes wird häufig die Ballade „Lenore“ von Gottfried August Bürger genannt. In ihr geht es um eine junge Frau, die Gott in harten Worten anklagt, weil ihr Verlobter zu lange durch Kriege von ihr ferngehalten wird.
Lenore fuhr ums Morgenrot
Empor aus schweren Träumen
...
Schließlich kommt er als Geist zu ihr:
„Ich darf allhier nicht hausen!
Komm, schürze, spring und schwinge dich
Auf meinen Rappen hinter mich!
Muß heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Brautbett eilen.“
Die Ballade endet damit, dass Lenore begreift, dass sie mit einem Toten unterwegs ist. Am Ende bringt dieser sie auch in ihr Grab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lenore_(Ballade)
Beispiel 2: Ein König, der für seinen Hochmut bestraft wird:
Zu "Leonore" passt gut Heines Ballade „Belsazar“, denn dort erscheint einem gotteslästerlichen König plötzlich eine geheime Schrift an der Wand, die sein Ende ankündigt, das dann auch eintritt.
Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward's heimlich im Busen bang.
Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.
Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kam's hervor wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/deutsche-balladen-aus-ferdinand-avenarius-balladenbuch-8389/82
Beispiel 3: Ein Vater, dem das Kind beim Ritt nach Hause in den Armen stirbt
Dann fällt einem natürlich der „Erlkönig“ ein, eine Ballade, in der ein Vater auf einem nächtlichen Heimritt nicht begreift, was für geisterhafte Erscheinungen seinen kleinen Sohn quälen, den er im Arm hält. Am Ende ist er tot.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif
Beispiel 4: Auch in unheimlicher Gegend unterwegs - aber mit glücklichem Ausgang
Dann natürlich der berühmte „Knabe im Moor“, den die einsame und zugleich gefährliche Umgebung an alle möglichen Schauergeschichten erinnert, die er schon gehört hat. Am Ende ist er froh, dass er es es glücklich hinter sich gebracht hat.
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
http://gutenberg.spiegel.de/buch/annette-von-droste-h-2845/30
Beispiel 5: Dann noch eine weitere Ballade, in der es um die schauerliche Nacht geht, die ein Turmwächter in der Nähe eines Friedhofs erlebt.
Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage;
Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht:
Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
in weißen und schleppenden Hemden.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/johann-wolfgang-goethe-gedichte-3670/4
Amerika, das Land der unbegrenzten Schaurigkeiten
Amerika ist immer noch ein wildes Land
das ist vielleicht nicht jedem hier bekannt
Jedoch den lieben kleinen Frank,
den machte es im Urlaub krank.
An einem Abend, welcher Schreck
War’n seine Eltern plötzlich weg
Sie waren noch kurz rausgegangen
Da war er plötzlich “abgehangen”
Das ist kein gutes Deutsch, ich weiß
Jedoch die Sache wurd so heiß
Gefahr sah er bei jedem Baum
Platz für Grammatik war da kaum.
Rennst du im Dunkeln durch den Wald,
Da wird dir schnell die Seele kalt
Es läuft dir eiskalt übern Rücken
Du würd’st gern ‘nen Revolver zücken.
Doch sowas hast du nicht dabei
Die Beine dafür voller Blei
Kommt dann ein Schrei vom Wegesrand
Bist du total im Stein gebannt.
Du greifst verzweifelt zu ‘nem Ast
Willst machen eine kleine Rast
Da wird es glitschig in der Hand
Schon bist du außer Rand und Band
Ich schaff das, bin ich Läufer doch
Schon steckst du in ‘nem tiefen Loch
Und an dem morastigen Grund
Machst du ‘nen fürchterlichen Fund
Einfach weitermachen - der Boden ist ja schon bereitet :-)
Diese Beispiel-Ballade ist natürlich noch nicht fertig - aber sie zeigt, wie man vorgehen könnte - und das reizt doch am meisten, einfach die nächsten Strophen selbst zu schreiben.
Wer jetzt noch mehr Hilfe haben möchte:
Wer jetzt noch mehr Tipps haben möchte, kann sich gerne an uns wenden. Dazu bitte das Kontaktformular verwenden.
Dabei dann aber auch schon mal angeben, welche "schauerlichen Erlebnisse" man gerne in einer Ballade verarbeiten möchte.
Wir überlegen dann gerne mit, wie es weitergehen könnte :-)
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