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Die richtige Ballade finden ...

Wichtiger Hinweis:

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Aktualisierungen und Erweiterungen werden nur noch dort vorgenommen.

Wir bitten um Verständnis.

Wer Balladen im Unterricht einsetzt oder sich einfach nur für diese literarische Gattung interessiert, möchte natürlich gerne einen Überblick haben.

 

Deshalb stellen wir auf dieser Seite möglichst viele Balladen zusammen: Zum einen natürlich die, die die meisten kennen und die deshalb auch gerne in der Schule behandelt werden.

 

Aber auch die nicht so bekannten Beispiele sollen zu ihrem Recht kommen.

 

Besonders geht es uns auch darum, zu zeigen, was man mit diesen Balladen jeweils machen kann - besonders interessant für den Deutschunterricht.

 

Diese Seite ist noch im Aufbau. Aber über das Kontaktformular kann man sich einfach an die Autoren wenden. Die helfen gerne weiter oder lassen sich anregen, nach etwas zu suchen.

 

Damit man schon mal ein bisschen auf den Geschmack auf, stellen wir hier zusammen, was uns so "in den Sinn" bzw. "vor die Augen" gekommen ist ;-) Damit das Ganze übersichtlicher wird, haben wir es in Themenbereiche eingeteilt. Das führt dazu, dass Balladen auch mehrfach auftauchen können.

Beispiele für interessante Balladen:

 

Thema Schuld:

 

  1. Chamisso, Die Sonne bringt es an den Tag - Es geht um das schlechte Gewissen eines Menschen, das ihn schließlich zu einem Bekenntnis gegenüber seiner Frau zwingt - mit einem für ihn schlimmen Ende.
     
  2. Meyer, Die Füße im Feuer - eine Geschichte aus der Zeit der Hugenottenkriege in Frankreich, bei der es um die Entscheidung zwischen Rache und Vergebung geht.
     
  3. Uhland, Ludwig, "Die Rache"
    https://wvm.schnell-durchblicken3.de/uhland-die-rache-ballade-modernisieren/
    In dieser Ballade geht es um den Knecht eines Ritters, der sich gerne an dessen Stelle setzen will und deshalb seinen Herrn ersticht. Das "rächt" sich in einem sehr unpersönlichen Sinne, weil der neue "Ritter" beim ersten Ritt über eine Brücke vom Pferd abgeworfen wird und wegen der schweren Rüstung im Fluss ertrinkt.
    Am ehesten ist wohl daran zu denken, dass hier einer Ritter sein will, dem mehr an Voraussetzungen fehlt als nur eine Rüstung. Er scheitert letztlich am eigenen Übermut, d.h. er traut sich mehr zu, als er leisten kann.
    Auf der oben angegebenen Seite gibt es auch Vorschläge zur Modernisierung der Ballade.
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  4. Uhland, Vom treuen Walther - eine Geschichte um den vergeblichen Versuch eines Mädchens, den Verrat an ihrem früheren Geliebten ungeschehen zu machen.
     
  5. Fontane, Die zwei Raben -  eine etwas knapp aus der Perspektive von zwei Raben erzählte Geschichte vom vom Tod eines Ritters. Es tauchen viele Fragen auf - und es kann reizvoll sein, all das sich auszudenken, worüber die beiden Raben nur andeutungsweise sprechen. Auf jeden Fall verhalten sich die Tiere hier sehr viel menschlicher als die Menschen selbst.
     
  6. Mörike, Die traurige Krönung - eine recht gruselige Geschichte von einem König, der den Sohn seines Bruders umbringen lässt und bei einem Festmahl von dessen Leiche überrascht wird.
     
  7. Schiller, Die Kraniche des Ibykus - Ähnlich wie in der Ballade "Die Vergeltumg" geht es hier um eine Untat, bei der die Mörder eines Sängers doch noch ihre gerechte Strafe bekommen - in diesem Falle durch eine Unbedachtsamkeit, die sie verrät.
     
  8. Droste-Hülshoff, Die Vergeltung - Hier ist es nicht eigene Unbedachtsamkeit, sondern die zweite Schandtat von anderen, die die erste Schandtag bestraft. 
     
  9. Geibel, Die Schatzgräber:

    Eine Ballade, die zum einen die Habgier von Menschen zeigt, die plötzlich Reichtum finden. Dann zählt auch Kameradschaft nicht mehr, man versucht, sich gegenseitig um den Lohn für die Arbeit zu bringen. In diesem Fall aber wird das so bestraft, dass alle betroffen sind. Eine spannende Ballade mit einem echt starken Ende.

     

    Tipp für den Einsatz im Unterricht:

    Man präsentiert die Ballade nur bis zu den ersten beiden Zeilen der 15. Strophe - und lässt die Schüler dann überlegen, wie die Ballade weitergehen könnte.
     

  10. Wilhelm Müller, Der Glockenguss zu Breslau - Wohl jeder kennt Goethes Ballade "Der Zauberlehrling", die ausführlich beschreibt, was passiert, wenn ein "Lehrling" die Abwesenheit des Meisters für eigene Experimente nutzt. In Müllers Ballade geht es ebenfalls um jugendlichen Übermut, der allerdings in der Sache gut ausgeht, trotzdem aber tragisch endet. Zumindest die Grundidee, dass jugendliches Ungestüm nicht immer negativ sein muss, kann dem eher konservativen Goethe im Unterricht sicher gut entgegengesetzt werden. 
     
  11. Heinrich Heine, Belsazar: Diese Ballade bezieht sich auf eine Geschichte der Bibel, in der ein fremder König nach dem Sieg über die Juden deren Gott beleidigt und kurz darauf von seinen eigenen Knechten umgebracht wird. Gut lässt sich hiervon ausgehend die Frage der "Hybris", der Selbstüberhebung diskutieren - verbunden mit der anderen Frage, ob und warum am Ende der Untergang steht bzw. stehen könnte.
     
  12. Heinrich Heine, "Das Sklavenschiff":
    In der Ballade geht es um einen Handelsherrn, der auf einem Schiff Sklaven transportiert und sich sorgt, dass er nicht genügend lebend auf den Markt bringen wird. Der Schiffsarzt empfiehlt nicht nur frische Luft an Deck, sondern auch das Tanzen als Heilmittel gegen die Melancholie. Das wird dann auch umgesetzt - und die Ballade endet mit dem Stoßgebet des Handelsherrn, Gott möge Gnade walten lassen und seine Ware (so denkt er) in gutem Zustand ans Ziel kommen lassen - ganz gleich, was die Menschen für Sünden auf sich geladen haben. Dies ist natürlich der Inbegriff des Hohns, denn der Hauptsünder der Ballade ist dieser Handelsherr.
    Wie man diese Ballade in eine Erzählung umwandeln kann, zeigt die Seite:
    https://www.schnell-durchblicken2.de/bal-kg-heine-sklavenschiff

     
  13. Joachim Ringelnatz, "Das Hexenkind": Die Ballade beschreibt das Leben und den Tod eines blinden Mädchens, das - weil es nicht spricht, aber immer still lächelt - als verstockt gilt und schlecht behandelt wird. Erst als es sterbend zum ersten Mal Zuneigung erfährt, sagt es ganz "laut und glücklich noch: "Ich danke." Deutlich werden hier Vorurteile und Diskriminierung, auf der anderen Seite ein hohes Maß an Autonomie eines Menschen, der eigentlich in Not ist.
     
  14. Frank Wedekind, "Brigitte B.": Sozialkritische Darstellung des Schicksals einer jungen Frau, die auf die schiefe Bahn gerät; schon eher eine Moritat

 

Thema: Kommunikation in Balladen

  1. Schubart, Der kalte Michel - eine besonders unter Kommunikationsaspekten sehr reizvolle Geschichte von einem Junker (jungen Adligen), der es sich auf Kosten seiner Eltern in Paris gutgehen lässt - bis eines Tages das Geld ausbleibt. Eines Tages bekommt er Besuch von zu Hause, der ihm auf sehr geschickte Weise die Wahrheit erzählt.
     
  2. Uhland, Vom treuen Walther - eine Geschichte um den vergeblichen Versuch eines Mädchens, den Verrat an ihrem früheren Geliebten ungeschehen zu machen.

     
  3. Heine, Donna Clara - In dieser Ballade werden Vorurteile aufs Korn genommen. Es geht um einen geheimnisvollen Ritter, der von einer Dame umworben wird, die im Liebesgespräch allerdings allerlei Vorurteile gegenüber Juden äußert. Ihr Gegenüber lässt das alles lächelnd so stehen. Nach einer glücklichen Liebesnacht erfährt sie dann endlich, wer der Geliebte ist - ein Jude. Reizvoll kann es sein, die von Heine in einem fremd wirkenden Kontext präsentierte Wahrheit auf eine moderne Situation zu übertragen. Vorurteile gibt es ja auch heute noch genug.

Thema Liebe:

  1. Arnim, Die geraubte Geliebte - eine Geschichte um einen Mann, dem die Geliebte geraubt wird. Gezeigt wird all die Anstrengung, die er unternimmt, um sie wiederzufinden. Am Ende gelingt das, endet aber in gemeinsamem Tod. Interessant für den Unterricht sind vor allem die Stellen, in denen das Verhalten der Liebenden reflektiert wird.
     
  2. Heinrich Heine, Die Wallfahrt nach Kevlaar: Diese Ballade scheint zunächst einmal sehr religiös zu sein,  beschreibt sie doch anscheinend völlig unkritisch, wie viele Wunder aus einer Wallfahrt erwachsen können. Typisch für Heine ist es nun, dass in diesem Falle das Wunder ganz anders geschieht, ein Junge, der um seine verstorbene Geliebte trauert, wird ganz anders geheilt, als man das erwarten würde.
     
  3. Goethe, Der untreue Knabe - Eine Alltagsgeschichte, nämlich, dass die Liebe zu Ende geht oder gar keine war und man verlassen wird: Hier wird sie zu einer Ballade verarbeitet, die das Leiden des einen, dann das Schuldgefühl des anderen und schließlich ein düsteres Ende zeigt.
     
  4. Uhland, Des Goldschmieds Töchterlein - eine etwas triviale Geschichte eines Mädchens, das in der Werkstatt des Vaters in träumerische Wünsche gerät - angesichts des Schmucks, den ein Ritter herstellen lässt. Dann - sehr überraschend - ist sie selbst die Auserwählte. Für den Unterricht geeignet als Beispiel für Literatur, die sich eine schönere Wirklichkeit zurechtträumt - was ja nicht nur negativ sein muss.
     
  5. Uhland, Vom treuen Walther - eine Geschichte um den vergeblichen Versuch eines Mädchens, den Verrat an ihrem früheren Geliebten ungeschehen zu machen.
     
  6. Schiller, Der Taucher - Hier geht es auch um Leben und Tod - allerdings geht hier das "Heldentum" einen Schritt zu weit. Eine schöne Gelegenheit, mal die Frage von Berühmtheit und Karriere zu erörtern. Hier haben wir die Ballade auch eingeordnet, weil auch die Liebe eine Rolle spielt. Sie wäre allerdings Teil des "Preises",  den der Held bekommt.
     
  7. August Graf von Platen, Luca Signorelli: Hier geht es nicht um die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern eines Vaters, der mit dem Verlust seines Sohnes klarkommen muss. Statt zu wehklagen und sich vielleicht nur noch seinem Schmerz hinzugeben, verewigt der Maler das, was er verloren hat, in einem Gemälde.
     
  8. Heinrich Heine, Ritter Olaf:  Ein Ritter hat heimlich die Tochter des Königs für sich eingenommen und soll dafür sterben. Er darf aber noch die Hochzeit feiern und geht im Bewusstsein seiner Liebe in den Tod. Ein solch fremdartig wirkende Geschichte fordert in besonderer Weise die Diskussion heraus.
     
  9. G.G. Unbetrach, Ballade von der fehlenden Mittelmäßigkeit in der Liebe: In dieser Ballade wird ein Thema des Mittelalters aufgenommen und in unserer heutigen Zeit wiedergefunden: Es geht um die Frage, sich gegenseitig Freiräume geben - oder aber alles mehr oder weniger alles gemeinsam machen.
     
  10. Carl Bernhard von Trinius, Wisst ihr von des Bergmanns Leiche
    Schicksal eines jungen Brautpaars, bei dem der junge Mann als Bergmann umkommt, viele Jahre später aber äußerlich unversehrt geborgen wird. Seine inzwischen alt  gewordene Verlobte kann noch deutlich machen, dass sie ihm immer treu geblieben ist und ist dann zumindest im Tod mit ihrem Geliebten vereint.
    Interessant ist ein Vergleich mit Hebels Anekdote "Unverhofftes Wiedersehen".

     
  11. Fontane, "Silvesternacht":
    Hier geht es um den schaurigen Versuch einer jungen Frau, entsprechend den Tipps einer alten Sage um Mitternacht zu erfahren, wen sie heiraten wird. Das endet mit ihrem Tod. Gut vergleichen kann man diese Sage mit "Der Knabe im Moor" von Annette von Droste-Hülshoff. Dort geht die Geschichte aber gut aus - und es geht auch um den ganz normalen Weg durch das Moor, nicht um die Herausforderung dunkler Mächte.
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  12. Wilhelm Busch, "Verwunschen"
    https://www.schnell-durchblicken2.de/wilhelm-busch-verwunschen
    Eine Ballade, bei der man ein bisschen erstaunt ist, dass dem großen Meister nicht mehr eingefallen ist als die Zumutung einer Zwangsheirat in einem Ritterhaus, der tapfere Widerstand der Tochter, der im Burgverlies endet. Witzig soll wohl sein, dass die Burg schließlich verfällt, aber "Kundigundens Geist" als "weißes Wesen" in der Ruine ruft: "Will denn niemand mich erlösen?" und der Leser am Ende abgespeist wird mit dem Hinweis: "Doch die Wände bleiben stumm."

Thema: Naturmagische Balladen

  1. Brecht, Von des Cortez' Leuten - eine Geschichte um die spanische Eroberung der späteren Kolonien in Amerika, bei der sich die Natur als stärker erweist als die spanischen Krieger.
     
  2. Droste-Hülshoff, Der Knabe im Moor - auf beeindruckende Art und Weise werden hier die Gefühle eines Knaben dargestellt, der allein durch das Moor gehen muss und sich dabei an allerlei Schauergeschichten erinnert.
     
  3. Goethe, Erlkönig - diese berühmte Ballade lenkt den Blick auf einen Vater, der abends mit Sohn im Arm nach Hause reitet. Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Wahrnehmungen: Während der Vater sachlich-neutral und realistisch bleibt, führt sich der Sohn von geheimnisvollen Wesen angezogen und bedroht. Am Ende graust es auch den Vater - und der Junge ist tot.
    Hierzu gibt es eine Klassenarbeit mit Hinweisen zur Lösung - hier.
     

"Helden"-Balladen

  1. Schiller, "Der Handschuh": In der Ballade geht es um einen Ritter, der von seiner Dame herausgefordert wird. Er soll ihr einen Handschuh aus einer mit wilden Tieren gefüllten Arena holen. Den hat sie wohl mutwillig hineingeworfen. Der Ritter stellt sich tatsächlich dieser Herausforderung, macht dann aber auch deutlich, was er von dieser Dame und ihren Aktivitäten hält.
     
  2. Theodor Fontane, "Gorm Grymme": In der Ballade geht es um einen König, der seinen Sohn sehr liebt. Das geht so weit, dass er für den Fall seines Todes dem Überbringer der schlechten Nachricht auch seinerseits den Tod androht. Als der Sohn tatsächlich umkommt, entwickelt die Königin einen Plan, wie man dieser Drohung entkommen kann.
    Auf unserer Seite gehen wir beispielhaft auf künstlerische Mittel in dieser Ballade ein.
     
  3. Paul Pfeffer, "Das Ei des Kolumbus" - eine schöne Ballade, die eine berühmte Anekdote aus der Zeit der Entdeckungen zum Anlass nimmt, auf den entscheidenden Unterschied zwischen "etwas grundsätzlich können" und "etwas wirklich tun" aufmerksam zu machen. Implizit steckt aber noch mehr drin, nämlich, überhaupt erst mal auf die Idee des später scheinbar Selbstverständlichen zu kommen - und dann auch noch den Mut gegen alle Warnungen aufzubringen.
     
  4. Louise Brachmann, Columbus, hier wird aus der Entdeckung eine richtig dramatische Heldenstory, bei der Kolumbus im letzten Augenblick den Kopf "aus der Schlinge" ziehen kann. Interessant ein Vergleich mit der historischen Realität. Daraus ergibt sich dann die Frage: Was macht eine Schriftstellerin (übrigens eine ganz frühe!!!) mit der historischen Realität?
     
  5. Bürger, Das Lied vom braven Mann - diese Ballade schildert eine Heldentat, bei der ein einfacher Mann eine Familie aus einer Flutkatastrophe rettet, am Ende die Geld-Belohnung ausschlägt und sie den Geschädigten zukommenh lässt. Interessant ist die Art der Darstellung, bei der der Sprecher in gewisser Weise mit sich selbst und indirekt auch mit den Zuhörern bzw. Lesern kommuniziert - und dabei  das Geschehen kommentiert.
     
  6. Fontane, John Maynard - diese sehr bekannte Ballade passt sehr gut zu dem "Lied vom braven Mann" - allerdings konzentriert sie sich weniger auf Auseinandersetzungen, sondern ganz auf die Tat des "Ausharrens" am Steuer und den Dank der Menschen für diesen Opfergang.
    Hierzu gibt es übrigens auch eine Anleitung zur Modernisierung bzw. Aktualisierung:
    https://schnell-durchblicken3.de/index.php/schnell-durchblicken-kurse/lernkurs-kreativitaet-beim-schreiben-von-texten/331-john-maynard-in-heutiger-sprache
     
  7. Wolf Biermann, "Ballade vom Briefträger William L. Moore"
    Die Geschichte eines weißen Amerikaners, der in die Südstaaten aufbricht und dort für die Gleichberechtigung der Rassen wirbt. Er bekommt durchaus Zustimmung, hört aber auch eine Warnung, muss Steinwürfe ertragen und wird schließlich erschossen. All das wird äußerst distanziert präsentiert mit einem Schluss, der eher zur Recherche auffordert als zum Nachdenken.

    https://schnell-durchblicken3.de/index.php/faq/faq-gedichte/334-anmerkungen-zu-wolf-biermann-ballade-vom-brieftraeger-william-l-moore

     

  8. Schiller, Der Kampf mit dem Drachen
    Gehorsam wichtiger als soziale Tat
    Es handelt sich um eine eher unbekannte Ballade, sehr lang und konzentriert auf die Frage, was wichtiger ist: Hilfe für andere oder Gehorsam gegenüber den Glaubensregeln des Ordens. Ein Ritter wird auf Rhodos bejubelt, weil er nach sorgfältiger Vorbereitung einen Drachen getötet hat, der schon viel Unheil angerichtet hat. Umso erstaunter ist er, als der Vorsteher seines Mönchsordens ihn scharft kritisiert: Er habe mit seinem Ungehorsam gegenüber dem Verbot, sich nach mehreren missglückten Versuchen Anderer noch mal an den Drachen zu wagen, einen viel schlimmeren inneren Drachen in die Gemeinschaft gebracht. Der Ritter nimmt das Urteil an und wird am Ende deshalb "begnadigt", weil er jetzt ja Gehorsam gezeigt hat.

    Eine gekürzte Fassung mit Aufgaben findet sich hier.

     
  9. Otto Ernst, Nis Randers - diese Ballade ist insofern besonders interessant, weil sie auf besonders originelle Art und Weise den persönlichen Mut des Helden belohnt. Während seine Mutter alles tut, um ihn von einer gefährlichen Rettungsfahrt auf die See hinaus abzuhalten (sie hat schon einen Mann verloren und ein weiterer Sohn ist vermisst), wird bei dieser Aktion gerade dieser Sohn gerettet und wäre umgekommen, wenn Nis sich nicht in Gefahr begeben hätte.
     
  10. Schiller, Die Bürgschaft - In dieser berühmten Ballade geht es vor allem um eine Freundschaft - da dabei aber auch alles riskiert, d.h. sogar das Leben eingesetzt wird, soll sie hier auch unter dem Stichwort "Helden" aufgeführt werden.
     
  11. Schiller, Der Taucher - Hier geht es auch um Leben und Tod - allerdings geht hier das "Heldentum" einen Schritt zu weit. Eine schöne Gelegenheit, mal die Frage von Berühmtheit und Karriere zu erörtern.
     
  12. Nikolaus Lenau, Der Polenflüchtling: Helden können auch mal weinen - und das auch schon in der Gedankenwelt des 19. Jahrhunderts. Interessant ist diese Ballade vor allem auch für das Nachdenken über verschiedene Kulturen und trotzdem vorhandene menschliche Gemeinsamkeit.

Thema: Lebensweisheiten in Balladenform

  1. Schiller, Der Ring des Polykrates - eine Ballade, die deutlich macht, dass zu viel Glück auch nicht unbedingt für einen Menschen gut sein muss. In diesem Falle flieht man sogar vor solch einem "Glückspilz". Der Kernsatz: "Drum, willst du dich vor Leid bewahren, / So flehe zu den Unsichtbaren, / Dass sie zum Glück den Schmerz verleih'n." / Noch keinen sah ich fröhlich enden, /Auf den mit immer vollen Händen / Die Götter ihre Gaben streun." Darüber ließe sich wohl nachdenken.
     
  2. Goethe, Der Goldgräber - In dieser Ballade ist jemand am Anfang schon ganz unglücklich, will unbedingt reich sein, und wenn es ihn wie Faust die Seele kosten könnte. Er hat das Glück, dass er statt des erhofften Schatzes eine Lebensweisheit geboten bekommt.
     
  3. Bürger, Die Schatzgräber - Hier werden Menschen erst aufgewühlt und wollen einen Schatz heben, nachdem ihr sterbender Vater ihnen geraten hat, im Weinberg danach zu suchen. Sie finden nichts, sind enttäuscht und werden dafür im nächsten Jahr überrascht, als sie das Dreifache an Trauben ernten.
     
  4. Geibel, Die Goldgräber: In gewisser Weise kann man diese Ballade auch den "Lebensweisheiten" zurechnen, weil sie ein bisschen klingt die der alte Spruch: "Unrecht Gut gedeihet nicht" - nur diesmal mit sehr viel ernsterem Ende.
     
  5. Brecht, Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King

    auf dem Weg des Laotse in die Emigration - Es lohnt sich sicher, dieses als "Legende" bezeichnete Gedicht auf seinen Balladencharakter hin zu prüfen: Auf jeden Fall kommt am Ende eine Lebensweisheit heraus - nämlich die, dass man manchmal auch zu etwas mehr oder weniger gezwungen werden muss. Manches Gute entsteht nur so. Für das Gespräch mit Schülern sicher eine sehr lohnende These ;-)
     
  6. Heine, Donna Clara - In dieser Ballade werden Vorurteile aufs Korn genommen. Es geht um einen geheimnisvollen Ritter, der von einer Dame umworben wird, die im Liebesgespräch allerdings allerlei Vorurteile gegenüber Juden äußert. Ihr Gegenüber lässt das alles lächelnd so stehen. Nach einer glücklichen Liebesnacht erfährt sie dann endlich, wer der Geliebte ist - ein Jude. Reizvoll kann es sein, die von Heine in einem fremd wirkenden Kontext präsentierte Wahrheit auf eine moderne Situation zu übertragen. Vorurteile gibt es ja auch heute noch genug.

Thema: Schauerballaden

 

Droste-Hülshoff, Der Knabe im Moor - auf beeindruckende Art und Weise werden hier die Gefühle eines Knaben dargestellt, der allein durch das Moor gehen muss und sich dabei an allerlei Schauergeschichten erinnert.

 

Fontane, "Silvesternacht":
Hier geht es um den schaurigen Versuch einer jungen Frau, entsprechend den Tipps einer alten Sage um Mitternacht zu erfahren, wen sie heiraten wird. Das endet mit ihrem Tod. Gut vergleichen kann man diese Sage mit "Der Knabe im Moor" von Annette von Droste-Hülshoff. Dort geht die Geschichte aber gut aus - und es geht auch um den ganz normalen Weg durch das Moor, nicht um die Herausforderung dunkler Mächte.


Goethe, Erlkönig - diese berühmte Ballade lenkt den Blick auf einen Vater, der abends mit Sohn im Arm nach Hause reitet. Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Wahrnehmungen: Während der Vater sachlich-neutral und realistisch bleibt, führt sich der Sohn von geheimnisvollen Wesen angezogen und bedroht. Am Ende graust es auch den Vater - und der Junge ist tot.
Hierzu gibt es eine Klassenarbeit mit Hinweisen zur Lösung - hier.

Wilhelm Busch, "Verwunschen"
https://www.schnell-durchblicken2.de/wilhelm-busch-verwunschen
Eine Ballade, bei der man ein bisschen erstaunt ist, dass dem großen Meister nicht mehr eingefallen ist als die Zumutung einer Zwangsheirat in einem Ritterhaus, der tapfere Widerstand der Tochter, der im Burgverlies endet. Witzig soll wohl sein, dass die Burg schließlich verfällt, aber "Kundigundens Geist" als "weißes Wesen" in der Ruine ruft: "Will denn niemand mich erlösen?" und der Leser am Ende abgespeist wird mit dem Hinweis: "Doch die Wände bleiben stumm."
 

"Der Reiter und der Bodensee"
Diese mündlich überlieferte Ballade zeigt, was mit einem Menschen passieren kann, der ahnungslos einer schrecklichen Gefahr entgangen ist.

Ganz nebenbei zeigen wir, wie man in eine Ballade einen inneren Monolog einbauen kann.
https://www.einfach-gezeigt.de/ballade-reiter-bodensee

 

 

Balladen mit Nähe zur Moritat bzw. zum Bänkelsang

 

  1. Frank Wedekind, "Brigitte B.": Sozialkritische Darstellung des Schicksals einer jungen Frau, die auf die schiefe Bahn gerät; schon eher eine Moritat
  2. Wilhelm Busch, "Verwunschen"
    https://www.schnell-durchblicken2.de/wilhelm-busch-verwunschen
    Eine Ballade, bei der man ein bisschen erstaunt ist, dass dem großen Meister nicht mehr eingefallen ist als die Zumutung einer Zwangsheirat in einem Ritterhaus, der tapfere Widerstand der Tochter, der im Burgverlies endet. Witzig soll wohl sein, dass die Burg schließlich verfällt, aber "Kundigundens Geist" als "weißes Wesen" in der Ruine ruft: "Will denn niemand mich erlösen?" und der Leser am Ende abgespeist wird mit dem Hinweis: "Doch die Wände bleiben stumm."

Moderne Balladen

Aus aktuellem Anlass, der Aufnahme einer Ballade von Wolf Biermann, beginnen wir hier mal eine Sammlung, die moderne Balladen zusammenstellt. Damit soll deutlich werden, dass diese Gattung mit ihrer Kombination aus strenger Form und spannend-dramatischer Erzählung immer noch genutzt werden kann - nicht nur zur Modernisierung älterer Balladen.
 

Wolf Biermann, "Ballade vom Briefträger William L. Moore"
Die Geschichte eines weißen Amerikaners, der in die Südstaaten aufbricht und dort für die Gleichberechtigung der Rassen wirbt. Er bekommt durchaus Zustimmung, hört aber auch eine Warnung, muss Steinwürfe ertragen und wird schließlich erschossen. All das wird äußerst distanziert präsentiert mit einem Schluss, der eher zur Recherche auffordert als zum Nachdenken.
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/faq/faq-gedichte/334-anmerkungen-zu-wolf-biermann-ballade-vom-brieftraeger-william-l-moore

 

G.G. Unbetrach, Ballade von der fehlenden Mittelmäßigkeit in der Liebe: In dieser Ballade wird ein Thema des Mittelalters aufgenommen und in unserer heutigen Zeit wiedergefunden: Es geht um die Frage, sich gegenseitig Freiräume geben - oder aber alles mehr oder weniger alles gemeinsam machen.

 

Weitere Tipps, Infos und Materialien finden sich auf der Seite:
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https://textaussage.de/balladen-infos-tipps-materialien

Weiterführende Hinweise 

Hier zeigen wir, dass eine Kurzgeschichte fast genau so analysiert werden kann wie jeder andere Text. Also: Weniger lernen, mehr verstehen :-)

Unsere Erklär-Videos findet man auf Youtube, wenn man nach "schnell durchblicken" sucht.

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