Zu den wesentlichen Elementen des Stalinismus gehörten:
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- Die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft: Alle Bauern mussten in riesigen Gemeinschaftsbetrieben „Kolchosen“
bzw. „Sowchosen“ arbeiten. Diese leisteten bei weitem nicht das, was sie hätten leisten können, weil die Vorteile der Bearbeitung großer Flächen weniger wogen als die fehlende Motivation von
Menschen, deren persönliches Streben nach Eigentum im weitesten Sinne nicht genutzt wird.
- Die Planwirtschaft: Der Staat stellte komplizierte Fünfjahrespläne auf, was natürlich Vorteile hat. Nachteil dabei
ist, dass alles von einer Stelle aus gelenkt wird, was die Folgen von Irrtümern vergrößert. Außerdem kann niemand voraussehen, wie sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten in einigen Jahren entwickelt
werden. Dementsprechend ist eine Planwirtschaft nicht flexibel genug.
- Der Reiseschriftsteller A.E. Johann hat zwei interessante Beispiel-Fälle beschrieben: Zum einen gingen die Erträge
der Kartoffelernte drastisch zurück, als man die Leistungsberechnung umstellte von Säcken Kartoffeln auf abgeerntete Flächen. Die Bürokraten in Moskau hatten sich nicht vorstellen
können, dass intelligente Bauern bei einem solchen Bewertungssystem gerne mal einige Kartoffeln im Boden lassen, als sie mühsam und zeitaufwändig alle herauszuholen.
- Der andere Fall betraf einen großen landwirtschaftlichen Betrieb, der in seinem Bereich das Getreide einfach stehenließ. Darauf
angesprochen, erklärte der Leiter, ihm seien neue Traktoren und Mähdrescher geliefert worden – allerdings passten die Kupplungen nicht optimal zueinander, weil ein Planer in Moskau
eine falsche Nummer eingegeben habe. Ständig rissen nun die Kupplungen – und man musste warten, bis das Problem von oben gelöst wurde. Eher ließ man das Getreide verrotten und kümmerte sich nur
darum, dass man selbst nicht zur Verantwortung gezogen wurde. In einem gut funktionierenden marktwirtschaftlichen System würde schnell Ersatz besorgt werden, auch wenn das Geld kostet.
- Die Ideologie: Zwischen Angst und Säuberungen: Das System des Stalinismus beruhte auf Gewalt, Angst und Schrecken.
Wenn etwas nicht klappte, sah man schnell Saboteure am Werk, gegen die man hart vorging. Das förderte „Duckmäusertum“, also vorsichtiges Verhalten nach dem Motto: „Bloß nicht auffallen!“ „Auf keinen
Fall Verantwortung übernehmen!“ Viele fähige Leute gerieten auch schnell in ein ausgeklügeltes System der Bestrafung, bei dem allerdings der Zufall eine große Rolle spielte – und eben auch ganz
Falsche traf.
- Rein aus Gründen der Machtsicherung gab es immer wieder „Säuberungen“, bei denen mehr oder weniger willkürlich alle, die möglicherweise Stalin gefährlich werden konnten, aus der
Partei bzw. ihren Ämtern entfernt wurden und sich entweder in einem sibirischen Straflager oder aber einem Hinrichtungskommando gegenübersahen. Eine große Zahl von Menschen verschwand einfach –
darunter übrigens viele Kommunisten, die vor Hitler geflohen waren und sich im Umfeld eines Hotels mit dem Namen „Lux“ in Moskau aufhielten. Ein Film aus dem Jahre 2011 gibt trotz eines etwas seltsam
tragikomischen Ansatzes gute Einblicke in das von Angst und Denunziation geprägte Leben dieser Zeit.