- Karl Marx ging noch davon aus, dass die Revolution von selbst kommen würde, weil die Widersprüche im Kapitalismus immer größer würden – immer mehr Reiche, die Produktionsmittel,
also z.B. Fabriken, besitzen – und immer weniger Proletarier, die sich die Produkte auch kaufen können. Unterstützt würde der Umsturz durch die „Aufklärungsarbeit“ der Kommunisten.
- Die Realität sah anders aus: Die schlimmsten Begleitumstände der Industriellen Revolution wurden im Laufe der Zeit überwunden – durch staatliche Schutz- und Sozialgesetze, aber
auch durch das Eigeninteresse der Unternehmer, die zum Beispiel durch Betriebsrenten oder Werkssiedlungen die Abwanderung von ausgebildeten Arbeitnehmern verhindern wollten.
- Dazu kam, dass nach Lenin die kapitalistischen Länder ihre Probleme auch zum Teil im Imperialismus in die unterentwickelten Kolonialländer exportierten, d.h. nach den eigenen
Arbeitern nun auch die Kolonialvölker ausbeuteten.
- Damit hatten sie die Mittel, die eigenen Arbeiter durch gewisse Zugeständnisse ruhigzustellen, ohne das System komplett zu ändern.
- Vor diesem Hintergrund forderte Lenin den gewaltsamen Umsturz durch Berufsrevolutionäre, die sog. „Kader“. Die sollten im schwächsten Glied des Kapitalismus, also zum Beispiel in
Russland, zunächst mit geschickter Propaganda und Umsturztechniken das System stürzen und dann die Bauern und Arbeiter auf ihre Seite ziehen. In
einer Übergangszeit sollten die Revolutionäre alle Mittel nutzen zwischen Erziehung und Terror, um die Gesellschaft zu verändern. Das „Paradies“ des
Kommunismus wurde auf eine fernere Zukunft verschoben, wenn weltweit erst mal die Bedingungen dafür geschaffen sein würden.