Unser kleines Schaubild macht deutlich: Im Zentrum der Anekdote steht eine Person - meistens eine prominente, also eine, die herausragt aus der Masse der Vielen, von der so ziemlich jeder schon mal gehört hat.
Solch eine Anekdote ist eine kleine Geschichte, meistens mit einer Pointe, die gewissermaßen ins Herz trifft, wenn es darum geht, das Besondere eines Menschen zu erfassen. Sie muss nicht einmal wahr sein - wenn nicht, dann zumindest gut erfunden.
Der Philosoph Nietzsche hat einmal gesagt: " Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben". Dementsprechend sind es bei uns drei Herz-Teile, die genau in diesem Sinne das Wesen eines Menschen beschreiben können.
Um die Person herum ihr Umfeld - ein besonderer Ausriss aus der sie umgebenden Wirklichkeit, deshalb die "unrunde" Umrandung. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was alles auf einen Menschen einwirkt, von den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Bedingungen bis hin zu Freunden, Verwandten, aber auch Büchern, Filmen, Musik und manchmal sogar einem Sportverein.
Auf den Menschen und seine Welt gibt es nun zwei Zugriffe: Da ist zum einen der Versuch, sich selbst zu erfassen, diesen Bereich der Autobiografie haben wir unten angesiedelt, weil dort nicht in erster Linie der Verstand eine Rolle spielt, sondern die ganze Tiefe der Bedürfnisse und Gefühle. Entscheidend ist nicht, was war, sondern wie man gesehen werden will.
m scheinbar helleren Bereich der Oberwelt ist dann die Biografie angesiedelt - mit mehr oder weniger wissenschaftlichem Anspruch. Hier kommt nun eine zweite Person ins Spiel, oben rechts klein hineingezeichnet, nämlich der Biograf - mit seinen eigenen Bedingtheiten, Bedürfnissen und Zwängen, aber doch der Wissenschaft verpflichtet.
Es wird deutlich, dass man das Wesen der Anekdote noch weiter auffächern und ausdifferenzieren kann - es dürfte aber auch klar geworden sein, wie hilfreich und "erkenntnisfördernd" im besten Sinne des Wortes solch ein Schaubild sein kann - deshalb hier nur die Empfehlung, es immer wieder auszuprobieren - in allen Varianten des Halbfertigen und Nie-Fertigen.
Eine kleine Anmerkung sei noch gestattet: Je länger man sich mit der Anekdote beschäftigt, desto mehr wird deutlich, dass sie tatsächlich die Sachtext-Schwester der Kurzgeschichte ist. Auch diese greift ja einen besonderen, charakteristischen Moment aus dem Leben einer Person heraus, nur: dass es sich eben um reine Fiktion handelt und es weniger um das dauerhaft Typische geht als vielmehr um den Moment, der mehr oder weniger auch zum Wendepunkt werden kann und wird.