Wenn man genügend Balladen im Unterricht behandelt hat, entsteht irgendwann der Wunsch, diese Art von Gedichten selbst mal zu schreiben. Man braucht etwas Dramatisches, das man in Gedichtform erzählen kann.
Ein Beispiel könnte sich mit dem Absturz des Luftschiffes "Hindenburg" beschäftigen. Wir probieren es auf dieser Seite einfach mal aus. Das lässt sich dann leicht auf andere Themen übertragen.
Wir erzählen den Ablauf von der Aufgabe über erste Ideen und Versuche bis zum fertigen Projekt einfach in Form einer Geschichte - denn aus diesem dramatischen Geschehen auch noch eine Ballade zu machen, wäre denn doch etwas zu kompliziert geworden ;-)
Die Geschichte von Nina, die plötzlich eine Ballade schreiben sollte:
Alles begann damit, dass ihre Lehrerin plötzlich meinte, die Schüler sollten doch selbst mal eine Ballade schreiben. Sie hatte auch gleich eine Idee mitgebracht, nämlich den Absturz des Luftschiffs
"Hindenburg" in Amerika im Jahre 1937.
Als erstes wurde ein Artikel aus der Zeitschrift "Die Zeit" gelesen, den man zum Beispiel hier finden kann.
Glücklicherweise wurde dann auch gleich ein Beispiel gegeben, wie man einen solchen Informationstext zu einem Gedicht umwandeln kann. "Wegstreichen ist das Wichtigste, Gedichte sind immer knapp und
haben viele Lücken", so Frau Wiggemann. Und so wurde aus dem ersten Abschnitt, den wir hier aus dem Zeitungsartikel zitieren:
"Stürmisches Wetter tobt über der Ostküste der USA.
Schon lange hätte die Hindenburg auf dem Marineflughafen von Lakehurst, New Jersey, landen sollen,
doch der Wind ist zu stark an diesem 6. Mai.
Das Luftschiff hat mehr als zwölf Stunden Verspätung.
Die Ehrenrunde über dem nahen New York hat Zeit gekostet
auch wenn das Hupkonzert in den Straßen Manhattans die Mühe wert war.
Doch um Mitternacht soll die Hindenburg wieder starten
um rechtzeitig zur Krönung des englischen Königs Georg VI. am 12. Mai zurück in Europa zu sein.
Die Zeit wird knapp."
schon mal so etwas wie ein Gedicht
Stürmisches Wetter über Amerika
In Lakehurst wartet man lange schon.
Das Luftschiff aus Deutschland - 12 Stunden zu spät.
New York - der Jubel war einfach zu schön
So drehte man Runde um Runde
Jetzt wird es knapp mit der Zeit
Das nächste Highlight - es wartet schon.
King George hat Geburtstag - da will man dabei sein.
In der Hausaufgabe sollte Nina dann mal zu Hause den Artikel noch mal durchlesen und aufschreiben, wie dort mit dem Fall umgegangen wird, d.h. in welcher Reihenfolge über was berichtet wird. "Denn grundsätzlich macht der Artikel ja so etwas Ähnliches wie eine Ballade: Er will uns ein Geschehen in seiner Dramatik klarmachen, dabei aber auch auf Hintergründe, Umstände und Folgen eingehen.
Am Ende hatte Nina die folgenden Abschnitte aus dem Artikel notiert, wie jeder selbst am Originaltext nachvollziehen kann:
---
Nina war überglücklich, dass sie soweit gekommen war. Bis zur Fertigstellung hatte sie noch eine ganze Woche Zeit - da würde es keine anderen Hausaufgaben geben, wohl aber Tipps von der Lehrerin.
Warten wir also einfach mal die nächste Stunde ab.
Nächste Stunde: Gruppenarbeit - hin zur ersten eigenen Strophe
In der nächsten Stunde ging es darum, mit anderen zusammen mal zu versuchen, eine zweite Strophe zu schreiben. Glücklicherweise war Adina dabei - mit der verstand sich Nina nämlich am besten.
Als erstes wies die Lehrerin noch einmal darauf hin, wie wichtig es sei, in dem schon vorhandenen Rhythmus zu bleiben. Am besten solle man sich den Anfang der Ballade einfach noch mal laut vorlesen und dann einen guten Anschluss suchen. Das Schönste bei solchen Aufgaben war immer, dass man sie auch draußen auf dem Schulhof erledigen konnte - sonst wäre es bei 24 Schülern einfach zu laut geworden.
Aber erst mal brauchte man natürlich eine Idee, was man überhaupt in die Strophe reinbringen wollte. Hier hatte natürlich Alina die gute Idee, die drei Hauptfiguren, die Nina sich rausgesucht hatte, einfach auf die Fahrt über den Atlantik zurückblicken zu lassen.
Also versuchten sie es mal - natürlich erst, nachdem sie sich den Klang der ersten Strophe noch mal klargemacht hatten.
Stürmisches Wetter über Amerika
In Lakehurst wartet man lange schon.
Das Luftschiff aus Deutschland - 12 Stunden zu spät.
New York - der Jubel war einfach zu schön
So drehte man Runde um Runde
Jetzt wird es knapp mit der Zeit
Das nächste Highlight - es wartet schon.
King George hat Geburtstag - da will man dabei sein.
Auf die Ankunft freuen sich alle - drei Menschen und ein Hund.
Der gehörte Joseph Spah, dem Akrobaten mit Tierdressur.
Noch einmal hinein in die Halle mit all dem Gepäck.
Himmelhoch ragen die Streben des Luftschiffs hinaus.
Wohl gefüllt ist es mit dem tragenden Wasserstoff.
Helium wär zwar besser - aber Nazi-Deutschland gibt man es nicht.
Die Gedanken verschwinden, als Joseph plötzlich den Jungen erspäht.
Werner Franz heißt er und ist Schiffsjunge hier.
Ein paar Worte - man geht - und das Schicksal kommt näher.
Nun müssen wir natürlich fairerweise zugeben, dass Nina und Alina diese Zeilen nicht so ganz allein hinbekommen hatten. Die Lehrerin hatte sich immer häufiger zu ihnen gesetzt und ihnen weitergeholfen, wenn es stockte.
Es war doch ganz schön schwierig - und es gehörte auch Mut dazu - aber der kam mit der Zeit immer mehr.
Dann die große Pause - aber sie wollten weitermachen - und da die Lehrerin eine Freistunde hatte, blieben sie sitzen. Der Anschlusslehrer war einverstanden - und so wurde das Gedicht am Ende noch fertig.
Hier nun der Rest des Gedichtes. Die Drei waren zufrieden - in der nächsten Stunde würde es vorgetragen werden. Und dann würde man sich einen neuen Zeitungsartikel suchen - denn jetzt hatte man Feuer gefangen - aber lassen wir dieses Bild lieber, es passt auf sehr schlechte Weise zum Schluss, der nun kommt:
Bald hat Werner gefunden, was dem Schiffskoch er bringen sollte.
Zurück in der Küche - ein letztes Mahl wird bereitet.
Es dampfen die Töpfe - es blitzt das Geschirr.
Bald auch in den Weiten des Speisesaals.
Dort trifft Werner Ernst Rudolf Anders, den Erfinder des Teebeutels,
Freunde sind sie geworden - zu ähnlich sah Werner dem Sohn des Älteren.
Der hatte zurückbleiben müssen - man wusste ja nie.
Sollte ein Unglück geschehen - die Firma ging weiter.
Kaum war das Essen vorbei - ging's an die Landung heran.
Die Passagiere am Fenster - auch Werner schaut raus.
Da plötzlich ein Schrei: Feuer im Heck.
Es wird zum Verhängnis, dass der Wasserstoff so mächtig verbrennt.
Panik im Speiseraum - Werner hat Glück.
Ein Wassertank über der Küche - er bricht - alles wird nass.
Auch der Junge, als sich sein Schiffsteil löst und krachend aufschlägt.
Seine Kleider fangen nicht Feuer - er kann entkommen.
Auch Späh kommt davon - dem Akrobaten glückt der rettende Sprung.
Der Teefabrikant aber gehört zu den vielen, die bleiben
im Feuer - schreiend vor Schmerz und Entsetzen.
Mehr als ein Drittel der 95 Insassen des Luftschiffs sind tot.
Tot ist auch der Traum von einer Welt voller Luftschiffe.
Kein ruhiges "Fahren" mehr in der Luft - kein Blick mehr auf Riesen der Luft.
Als sich 20 Jahre später Verwandte und Angehörige
noch einmal am Absturzort versammeln - da sind sie geflogen.
So nennt man das, wenn starke Motoren das Unmögliche können,
nämlich etwas zum Fliegen bringen, das schwerer als Luft.
Es ist Werner, er fliegt die Maschine und dabei ist auch Ernst Rudolf,
der Sohn des Erfinders - und sie gedenken all derer,
die Opfer geworden waren
wohl eines kleinen Drahtes,
der sich gelöst hatte
und bereit war für den Blitz im Gewitter,
der ihn traf
und
alles
setzte in Brand.
#19978113475# - Seitenzugriffe ab Aktualisierungsdatum