Wenn man Lektüren im Unterricht behandelt, braucht man vor allem Übersicht. Hier bietet sich eine Kombination von Abschnitten bzw. Szenen und zentralen
Zitaten an. Dies wird hier am Beispiel von Dürrenmatts Drama "Der Besuch der alten Dame" gezeigt.
Wir präsentieren hier die ersten Teil-Abschnitte, um den Ansatz zu verdeutlichen. Zum aktuellen Gesamtstand siehe weiter unten.
Dürrenmatt, Der Besuch der alten Dame:
Übersicht über den Inhalt, die Struktur und wichtige Zitate
1. Akt: Von Not und Hoffnung über viel Schein zur Wahrheit mit Racheforderung
1.1. Not einer Stadt und Hoffnung auf eine Milliardärin
- 13-15: Güllen heruntergekommen Vorbereitung auf Besuch, Männer gucken Zügen zu, die durchfahren, „Das einzige Vergnügen, das wir noch
haben“ (13); Gespräch über den Verfall der Stadt im Kontrast zu früherer Größe und Bedeutung; die einzige Hoffnung: „Höchste Zeit, dass die Milliardärin kommt.“ (15).
- 15-18: Pfändungsbeamter erscheint; Bürgermeister, Lehrer, Pfarrer und Ill sprechen über die Vorbereitung des hohen Besuchs; Hinweis
auf die im Gegensatz zu Güllen blühende Umgebung: „Wir stehen selber vor einem wirtschaftlichen Rätsel“ (17); am Ende wieder: „die Milliardärin ist unsere einzige Hoffnung“ (18).
1.2. Alfred Ill – Hoffnungsträger mit Vergangenheit
- 18: Wendung an Ill: "Sie waren mit ihr befreundet, Ill, da hängt alles von Ihnen ab." Pfarrer spricht eine unbestimmte Geschichte
an. Ill wiegelt ab: „Das Leben trennte uns, nur das Leben, wie es eben kommt“; Signal in Richtung Gefährlichkeit: „eine verteufelt schöne Hexe“ (18)
1.3. Vorbereitung der Ankunft der Milliardärin
- 18/19: Recherchen zur Biografie der Milliardärin zur Vorbereitung der Rede des Bürgermeisters: „Klara liebte die Gerechtigkeit,
wohltätig war sie auch.“ Der Bürgermeister „Ich für meinen Teil bin vorbereitet, das übrige muss Il tun.“ (19)
- 19/20: Abschluss der Überlegungen zur Vorbereitung, man will möglichst viel Geld, Ill soll mit dem Bürgermeisterposten belohnt
werden, soll „vorsichtig, zartfühlend“ (20) vorgehen, Bürgermeister entwickelt im Kopf schon mal eine idyllische Begrüßungszene.
1.4. Die Überraschung – vorzeitige Ankunft der Milliardärin
- 20-25: Der rasende Roland taucht auf: Pfarrer: „Wir haben noch fast zwei Stunden, uns sonntäglich herzurichten.“ (20) Entsprechende
Überlegungen, dann: „fassungsloses Erstaunen“ (21), der Zug hält: „Die Naturgesetze sind aufgehoben.“ Erklärung der alten Dame: „Ich ziehe immer die Notbremse.“ (22), Während die Vorbereitungsgruppe
in hektische Aktivitäten verfällt, wird der Zugführer mit Geld bestochen (vgt. 22/23), er entschuldigt sich sogar nachträglich noch (vgl. 24/25).
1.5. Erste Statements
- 25-31: Die alte Dame bedankt sich für eine angeblich schöne Rede, die allerdings durch die Zuggeräusche gar nicht angekommen ist;
erster Kontakt zwischen der Milliardärin und Ill, dieser glaubt: „Die habe ich im Sack.“ (25) Erstmals taucht der Panther auf als Kosename für Ill, die M. lässt immer wieder die ganz andere Realität
durchscheinen (vgl. 26), Am Umgang mit ihrem aktuellen Gaten Nr. VII werden die Macht und Überheblichkeit der alten Dame sichtbar, Auch die angebliche hervorragende Bautätigkeit des Vaters wird auf
das Normalmaß einer Bedürfnisanstalt reduziert. Neben-Hinweis, dass die alte Dame schon früh immer nur auf Männer heruntergespuckt hat (vgl. 27).
- Der Gesang des Chors wird durch einen weiteren Zug in der Wirkung behindert, die Dame beginnt mit seltsamen Andeutungen, der
Polizist soll beide Augen schließen (28), die Kinder des Bürgermeisters werden als „Gören“ abgewertet (29), beim Pfarrer interessiert die alte Dame nur Tod und zur Todesstrafe heißt es: „Man wird sie
vielleicht wieder einführen.“ (29) Der Arzt soll Totenscheine ausstellen, interessanterweise mit der Begründung Herzschlag. Ill versucht das alles als „ausgelassene Witze“ (30) herunterzuspielen. Die
alte Dame stellt ihre Sänftenträger vor, wobei auch der Sarg ins Spiel kommt: „Ich kann ihn vielleicht brauchen.“ (31), Unter dem Gebimmel der herbeigebrachten Feuerglocke geht die ganze Versammlung
in Richtung Stadt.
1.6. Die beiden Eunuchen und der Polizist
- 32: Seltsame Erscheinung von zwei Eunuchen: „Wir sind in Güllen. Wir riechen’s [...] an der Güllener Luft“ (32).
1.6. Unterschiedliche Kommentare der aktuellen Situation bei den Ortsgrößen
- 33-35: Der Bürgermeister, der Pfarrer und der Lehrer im heruntergekommenen Wirtshaus zum goldenen Apostel: Sie kommentieren
den Einzug der alten Dame in ihrer Unterkunft mit vielen Koffern, einem schwarzen Tier und einem Sarg. Man ist sich sicher: „Ill hat sie im Sack.“ (33), dementsprechend macht man sich Hoffnungen auf
einen neuen Aufschwung für den Ort,
- Einen Gegenakzent setzt allerdings der Lehrer, der die alte Dame „wie eine griechische Schicksalsgöttin“ (34) vorkommt. Der
hinzukommende Polizist berichtet von den Aktivitäten der alten Dame, merkt auch kritische Elemente wie ihren „Männerverbrauch“ (34) an, konzentriert sich aber vor allem auf die angebliche
Leidenschaft zwischen ihr und Ill, “der sich jede nur erdenkliche Mühe gibt, unser Los zu bessern.“ (35)
1.7. Konradsweilerwald: Zwischen trauriger Realität und nachträglicher Beschönigung
- 35-40: Im scheinbar romantischen Konradsweilerwald; die alte Dame erinnert Ill an gemeinsame Liebeszeiten, (vgl. 36), dann allerdings
auch kritischer Rückblick: Während Ill sich für seine jetzige Frau und ihren Laden entschied, gelangte seine damalige Geliebte in ein Hamburger Bordell, aus dem sie durch einen Milliardär gerettet
wurde.
- 37/40: Ill versucht wieder eine dreiste Beschönigung: „Ich wollte dein Glück. Da musste ich auf das meine verzichten.“ Er
versucht auch, die alte Liebe wieder zu erwecken, stößt aber nur auf Prothesen, die von einem Flugzeugabsturz herrühren.
1.8. Die große Versammlung: Wahrheit, Rache, Entrüstung und geduldiges Warten
- 40-50: Die große Versammlung: Turnvorführungen verleiten die alte Dame zu der Frage: „Haben Sie schon jemanden erwürgt mit ihren
Kräften?“ (41), Während Ill versucht, über solch einen „goldenen Humor“ (41) zu lachen, erklärt der Arzt: „Solche Späße gehen durch Mark und Bein“ (41).
- 41: Kritische Bemerkung der alten Dame zu ihrer Ex-Rivalin „Mager bist du geworden und bleich.“
- 42: Beginn der Rede des Bürgermeisters, die sich weit von der Realität entfernt
- 44: Rede der alten Dame mit dem Höhepunkt: „Ich gebe euch eine Milliarde und kaufe mir dafür die Gerechtigkeit.“
- 45: Auftritt des Oberrichters Hofer, der Ills Verrat an Claire vor Gericht aufdeckt; die bestochenen Zeugen laufen jetzt als blinde
Eunuchen durch die Gegend. Während Ill versucht, das ganze als „verjährt“ und als „verrückte Geschichte“ herunterzuspielen, macht die alte Dame deutlich, was aus ihrem Kind und aus ihr geworden ist.
Dann präzisiert sie ihre Forderung: „Eine Milliarde für Grillen, wenn jemand Alfred Ill tötet.“ (49)
- 49/50: Bitten von Ill werden von ihr zurückgewiesen. Der Bürgermeister weist das Angebot in einer ersten Reaktion entrüstet
zurück: „Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt“ – „Riesiger Beifall“. Die alte Dame: „Ich warte.“
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